„Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf“. Mit diesem Zitat rüttelte Ordinariatsrat Dr. Joachim Drumm die rund 70 Delegierten und Freunde des VKL auf. Sie waren zur Delegiertenversammlung in den östlichsten Teil Baden-Württembergs, nach Dischingen-Demmingen, gekommen. Nach einem feierlichen Gottesdienst mit Präses Paul Notz, eröffnete der Vorsitzende des VKL, Johannes Sauter, die Versammlung.
Im Anschluss sprachen gleich zwei Referenten, deren Vorträge und Inhalte den gesamten Tag hätten füllen können. Dr. Joachim Drumm erläuterte das Phänomen des „Populismus“, um daraus Handlungsansätze abzuleiten. „Populisten beanspruchen für sich die Stimme des Volkes zu sein“, sagte Dr. Drumm. Sie brächten den Begriff des Volkes in Stellung gegen das Establischment oder die Elite. Sie böten einfache Lösungen nach denen viele Menschen sich angesichts einer zunehmenden Undurchschaubarkeit des Geschehens auch im eigenen Umfeld sehnten. Auf die Frage, was dem entgegensetzen sei, betonte der Theologe: „Beschimpfungen und Diffamierungen sicher nicht“. Vielmehr riet er dazu, den Ängsten und Sorgen der Menschen empathisch zu begegnen, ohne die Konfrontation zu scheuen.
Der profunde Islamkenner, Religionswissenschaftler und neuer Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung, Dr. Michael Blume, erläuterte anschließend in einem packenden Vortrag, den Zustand des Islam. Seine These lautet: „Der Islam befindet sich in der Krise“. In seiner Analyse machte er einen erheblichen Bildungsrückstand innerhalb des Islam aus, dessen Ursprung bis ins 15. Jahrhundert zurückgehe, und bis heute nicht habe aufgeholt werden können. Im 19. Jahrhundert sei das Thema Öl als weiteres Problem für die Islamischen Staaten hinzugekommen. „Ölgeschäfte führen zu sogenannten Rentierstaaten, in denen Geld von oben nach unten verteilt wird“, deren Folge sei eine rückwärtsgewandte Stagnation, erläuterte Dr. Blume.
Heute zeichne sich der Islam zu einem Teil durch eine starke Radikalisierung aus (rund 20%). Ein weiterer Teil verharre in Stagnation und unter den modernen Anhängern des Islam gebe es einen stillen Rückzug einer großen Mehrheit.
Auch Dr. Blume leitete in fünf klare Handlungsanweisungen ab: Öl sparen, Dialoge zwischen Religiösen und Nichtreligiösen führen, Bildung – vor allem Familienbildung – stärken, Frauenrechte stärken und diejenigen stärken, die sich für Frieden und Dialog einsetzen, wozu auch die christlichen Kirchen gehörten.
Den offiziellen Teil am Nachmittag eröffnete Demmingens Ortsvorsteher Stefan Kragler. Er betonte, dass der ländliche Raum Lebensqualität biete, die Bewohner aber auch Herausforderungen begegneten, wie Mobilität und öffentliche Infrastruktur.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter lobte insbesondere das große Engagement des VKL in Uganda, das unter anderem mit einer erheblichen Anzahl von Flüchtlingen und Druck auf Christen zu kämpfen habe. Der VKL forderte Kiesewetter als Obmann der Union im auswärtigen Ausschuss dazu auf, seinen Beitrag zu leisten für eine Zustimmung Deutschlands zur Deklaration der Bauernrechte weltweit, bei der Deutschland sich bis jetzt enthalten habe.
Der ehemalige Bildungsminister und Landtagsabgeordnete, Andreas Stoch, erinnerte an die Gründung des VKL aus Nächstenliebe und lobte das Engagement für mehr Demokratie und Zusammenhalt des VKL. Über das neue Amt des Referenten Michael Blume als Antisemitismusbeauftragten Baden-Württembergs sagte Stoch: “Es ist traurig, dass wir wieder einen solchen Beauftragten brauchen“.
Nach einem Bericht des Vorsitzenden, Johannes Sauter, in dem er vor allem das vergangene Jahr Revue passieren ließ, beendete Präses Paul Notz die Versammlung mit einem herzlichen Dank an die Landvolkmitglieder vor Ort für die herzliche Aufnahme und gute Bewirtung.